Donnerstag, 26. Dezember 2013

Havanna, Kuba 2012

 

September 2012

Es ist jetzt schon 1 1/4 Jahre her, deswegen kann ich mich natürlich nicht mehr an alles erinnern.

Aber ich versuch es mal so gut es geht, zu rekonstruieren.

Nach über 10 Stunden Flug kamen wir in Havanna an. Zum Glück Non-Stop. Wir mussten von Frankfurt aus fliegen, da nicht viele Flüge nach Kuba gehen…

Der Trip fing schon mit einem ersten Ärgernis an. Im Reisebüro sagte man uns, dass wir das Visum NUR bei der kubanischen Botschaft beantragen können. So tat meine Freundin N. das. Und da ich nicht persönlich in Berlin war, musste ich das doppelte zahlen und einen gewissen Aufwand hatte sie auch. Am Flughafen angekommen stellte sich dann aber heraus, dass wir es auch einfach am Flughafen innerhalb von 10min. sogar für die Hälfte des Preises bekommen hätten, den N. bezahlt hat…

Jedenfalls kamen wir in Havanna an. Es war stockdunkel und wir hatten den Transfer nicht im Voraus gebucht. Wir betraten die Ankunftshalle und dort saßen hunderte Menschen, dicht an dicht und starrten uns an.

Das was dann passierte war natürlich unsere eigene Schuld, aber wir wussten es eben nicht besser und keiner hatte uns gewarnt.

Ein Mann sprach uns an um uns ein Taxi zu vermitteln. Wir sagten zu, da uns zu Hause vom Reisebüro gesagt wurde, das liefe so ab. Wir sagten ihm, wir müssten nur noch kurz Geld wechseln, dann wären wir bereit. Er warte also nun auf uns. Als wir fertig waren, brachte er uns zu dem “Taxi”. Es war kein offizielles, aber so ist das nun mal in Kuba. Die Hälfte der Mitfahrgelegenheiten wurde von privaten Autos gestellt. Er führte uns über einen stockdunklen Parkplatz immer weiter weg. Das war uns schon sehr unheimlich, aber wir haben uns nicht getraut, einfach wegzurennen. Dann wollte er auch nicht unbedingt unseren Koffer ziehen. Wir wollten das nicht, aber er hat ihn uns einfach aus der Hand gerissen… Am Auto angekommen zwang er uns, unser Handgepäck in den Kofferraum zu tun. Wir wollten das nicht, aber er riss es uns wieder aus der Hand und sagte es wäre “for security reasons”. Der Fahrer war dann ein anderer. Wir stiegen also ein. In eins von diesen typischen kubanischen Autos. Erst mal waren wir irritiert… Dass der Fahrer ein anderer war und dass es keine Gurte gab.

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Dann lies er ein paar Mal den Motor laut aufheulen und wir dachten nur: Wieso macht er das? Will der angeben?

Nach einer rasanten Fahrt, bei der ich mich an die Tür klammerte und wir durch Gegenden fuhren, von denen ich dachte: oh Gott, wo sind wir?, wo es keine Fenster, sondern nur Gitter lag und überall Müll lag und zeitweise auch “sehr freizügig gekleidete Damen” an der Straße standen… Ich hatten schon Angst, dass wir da in irgendetwas schlimmes geraten waren und er uns gar nicht zum Hotel bringen würde. Als ich aber dann das Schild sah, war ich unendlich erleichtert. Wir stiegen aus, gaben ihm das Geld und bedankten uns.

Mir reichte es jetzt schon… Nach dieser seltsamen Fahrt hatte ich schon fast genug. Ich war ja noch nie in Südamerika, aber Kuba liegt ja nur geographisch in Nordamerika (eigentlich natürlich Mittelamerika, aber ich teile das nach Kontinenten ein). Jedenfalls: Kulturell gehört Kuba eindeutig zu Südamerika. Und das ist scheinbar nicht so mein Ding. Ich hatte echt Angst.

Jedenfalls schrieb ich dann eine SMS nach Hause, dass wir endlich angekommen sind. Dass diese erst vier Tage später ankam, erfuhr ist erst zu Hause…

Am nächsten Tag wollten wir das am Abend zuvor gewechselte Geld aufteilen und dann traf es uns. Ich weiß nicht mehr genau, wie viel es war, ich glaube so ca. 200Euro in kubanischen Pesos (Wusstet ihr, dass die eine andere Währung für Touristen haben, als für Einheimische? Ich finde das absurd!). Die hatten uns der Taxifahrer und sein Komplize vermutlich während er den Motor aufheulen ließ, aus dem Geldbeutel gestohlen… Wir merkten es aber beim Bezahlen nicht, da sie uns beim Wechseln scheinbar genau beobachtet hatten und wussten, dass wir lauter 20er-Scheine bekommen hatten… Und sie nahmen einfach einen Stapel heraus…

Schon krass! Wir waren schockiert. An der Hotelrezeption sagte man uns, dass wir gerne zur Polizei gehen könnten, aber uns das eh nichts bringen würde. Also ließen wir es. Was hätten wir schon sagen können?

Einer war dick und schwarzhaarig und einer dünn und schwarzhaarig. Wow, es kommt nur die Halbe Bevölkerung Kubas in Frage…

Jetzt im Nachhinein scheint das alles so offensichtlich, aber in dem Moment war es das nicht. Auch mit dem Klima hatte ich zu kämpfen, sofort als wir den Flughafen verließen. Ich hatte noch nie zu vor eine solche Luftfeuchtigkeit erlebt und mir ging es jeden Tag ziemlich schlecht. Ich habe geschwitzt wie noch nie zuvor und hatte jeden Tag ziemlich starke Kopfschmerzen.

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Naja, immerhin war das Hotel okay. Der Pool war zwar ziemlich dreckig, aber das Frühstück gut und das Mittagessen immer “leer” (d.h. immer, wenn wir etwas bestellten wollten, gab es das für heute nicht mehr oder nur eine Portion), aber die haben auch nicht so viel. Ich weiß…

Jedenfalls fuhren wir später mit einem Touristenbus in die Stadt. Wir hatten zuvor gelesen, dass man auf keinen Fall mit den normalen Bussen fahren sollte, auch wenn die nur ein Zehntel gekostet hätten.

An jeder Ecke sprach uns jemand an und wollte irgendetwas von uns. So ging das die ganze Woche…

Am ersten ganzen Tag gleich, wurde wir “gekubat”, wie wir das heute im Scherz nennen.

Ein ca. Mitte zwanzigjähriges Pärchen sprach uns an und wir wollten sie wie alle anderen gleich wieder loswerden, aber sie sprachen sehr gut englisch und sagten, es tue ihnen leid, dass alle anderen etwas von uns wollten. Sie wollten nur mit uns reden…

Lange Rede, kurzer Sinn. Wir folgen ihnen zur Tanzschule, bei der die Frau angeblich arbeitete und sie erzählten uns, dass dahin später der “Buena Vista Social Club” kommen würde.

Wie naiv wir doch waren…

Jedenfalls führten sie uns herum und brachten uns dann in eine Bar, in der der BVSC angeblich früher immer war. Es hingen auch einige Fotos der Bandmitglieder an der Wand. Sie überredeten uns, uns zu setzen und bestellten einfach vier Mojitos… Sie erzählten uns von ihrer Armut, zeigten uns ihre Essensrationierungsmarken usw. Sie waren eigentlich sehr nett. Aber dann bestellten sie einfach noch mal zwei Mojitos für sich und verlangen dann, dass wir ALLES zahlten. Leider waren die Preise alles andere als sozialistisch, sondern eher kapitalistisch. 7Euro pro Stück, also zahlten wir 42Euro. Einfach so! Dann brachen sie sehr schnell auf und sagten, wir würden uns in zwei Stunden wieder vor der Tanzschule treffen, um uns den BVSC anzuschauen.

Natürlich kamen sie nicht. Also beide. Das Pärchen und der BVSC.

Da saßen wir also in Havanna. 42 Grad im Schatten, eine so hohe Luftfeuchtigkeit, dass wir kaum atmen konnten und pleite. Der nächste Bus  zurückging erst in einigen Stunden, ein Taxi hätten wir nicht mehr bezahlen können… Wir wollten uns in einem Park ins Gras in den Schatten setzen, aber das war verboten. Überall standen Militärs mit Maschinengewehren. Also setzten wir uns in die Sonne, auf einen dreckigen Brunnen. Und warteten. Eine Cola konnten wir uns kaufen in dieser Zeit, wow. Dann lernten wir zwei Jungs kennen. Deutsche Jungs, die zufällig im Flugzeug vor uns gesessen hatten. Echt ein Zufall, dass wir uns noch mal über den Weg liefen. Wir erzählten ihnen alles und ihnen war fast das gleiche passiert, nur mit Zigarren. Ach, das hatten unsere übrigens auch versucht… Wir schmissen unsere letzten Reserven zusammen und kauften uns jeder noch mal eine Cola und Bruschetta. Dann verpassten wir den letzten Bus und mussten doch noch ein Taxi nehmen… Einer von uns musste dann im Auto warten, während der andere das Geld holte.

Kuba war einfach nicht so mein Ding…

Klar, der karibische Sandstrand, an den wir einmal fuhren, war super schön. Also nicht die Schirme oder die Liegestühle oder die nicht-vorhandenen sanitären Anlagen, aber die Palmen, der weiße Sand und das wirklich türkisfarbene, warme Meer.

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Aber die Supermarktregale waren halb leer, das Mittagessen immer um halb 12 schon ausverkauft, die Leute sehr aufdringlich, überall Müll usw.

Das nationale Aquarium war eine Beleidigung für das Wort “Aquarium”. Als wir von dort wegwollten, regnete es unendlich stark. Plötzlich. Wir fragten einen alten Mann, ob er uns mitnehmen könne. Da waren wir –wie nach dem ersten Tag in Havanna meistens- zu viert. Er nahm uns mit, aber nachdem das Wasser an einigen Stellen 30cm (!) hoch stand, blieben das Auto stehen und wir mussten zu Fuß weiter… Ich hatte nur Flipflops an und will nicht sagen, wie viel Angst ich hatte. V.a. wegen dem, was alles herumschwamm. Das schlimmste war tatsächlich eine benutze Spritze… Jedenfalls nahm uns irgendwann der nächste mit, der Regen hatte sich einigermaßen beruhigt. Aber das Auto, eine Art Lieferwagen (wie immer ohne Gurte) war innen irgendwie nicht dicht und die halben Abgase strömten herein… Kurze Zeit später fiel auch noch der Auspuff mitten während der Fahrt davon und wir mussten anhalten, damit sie ihn holen konnten. Mitten auf der Hauptstraße…

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Das war an unserem letzten oder vorletzten Abend…

Einige Sache in Kuba waren schön.

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Die Kokosnüsse, die es überall gab. Das Dach mit den Blumen auf einem Luxushotel. Wie gesagt, das Meer…

Aber ich wollte eigentlich lieber wieder heim.

Dass man Ausreise-/Flughafengebühr zahlen musste (erst wollen sie dich nicht reinlassen und dann nicht mehr raus?!), hatte uns keiner gesagt. Wir hatten nur noch ca. 30Euro, die Ausreise kostete aber 30Euro p.P. Meine Kreditkarte hatte ich nach dem “Zwischenfall” im Taxi zerschnitten. Aber das war eh egal. N. hatte ihre noch, aber MasterCard wurde nicht angenommen. Kapitalismus, Embargo usw.

N. fand Kuba eigentlich ganz schön. Sie hat auch schon andere Sachen gesehen…. Deswegen sagte sie, sie ließe mich nach Hause fliegen und würde nachkommen. Wir wollten aber nicht aufgeben.

Sie versuchte, mit den Bankmenschen zu diskutieren und ich sprach –am Tiefpunkt angekommen- andere deutsche Touristen an, die in unserem Flugzeug sein würden, ob sie uns das Geld leihen könnten. Zum Glück fand ich sofort welche!

Währenddessen kam aber auch N. noch mit ihrer Karte an Geld.

Trotzdem erzählten uns der Vater und sein Sohn, die ich angesprochen hatte, ebenfalls Horrorgeschichten aus Kuba und dass sie das Land heute vorzeitig verlassen…

Es ging dabei um eine sehr schlechte medizinische Behandlung, ebenfalls die Abzocke mit den Cocktails (wohl ein Volkssport) und einen Stromschlag in der Dusche, von den herabhängenden, kaputten Kabeln, der auch tödlich hätte ausgehen können…

Übrigens fiel einmal abends, als es schon dunkel war, in komplett Havanna für einige Stunden der Strom aus. Gottseidank hatte unser Hotel ein Notstromaggregat…

Kuba, ich habe vor, nicht wiederzukommen. Aber dafür vielleicht N.

Ich verurteile dich nicht, ich mag dich einfach nicht. Trotzdem danke für die Erfahrungen, das hat mich reicher gemacht. Natürlich nicht an Geld, alles war ziemlich teuer… an Reife (oder so etwas).

 

Ach, eins noch. Zwei Bekannte von mir waren unabhängig von einander auch in Kuba. Denen hat es besser gefallen. Sie sagten, Havanna hätte ihnen am wenigsten gefallen.

Wahrscheinlich sollte ich Kuba nicht mit Havanna über einen Kamm scheren… Perdòn! Aber hab trotzdem erst mal keine Lust mehr auf Kuba.

Also, muy bien Zwinkerndes Smiley

2 Kommentare:

  1. Fürn Knauserer wie mich ein Horrortrip ;) Aber echt krass.. und dann machen die im Moment z.B. auf Arte ständig Werbung "Komm nach Cuba" Danke nein? ^^

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  2. Ja, ich denks mir auch jedes Mal ^^ aber das Fernsehen stellt ja immer alle Länder nur von ihrer besten Seite dar ;)
    damit niemand enttäuscht wird (so wie ich), will ich in diesem Blog die Vorzüge UND die weniger schönen Dinge, die sonst keiner sagt (z.B. Reiseführer) aufzeigen

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